Der Betta splendens (Kampffisch Wildform) ist eine echte Perle der Aquaristik – und zugleich eine Herausforderung, die nicht jeder meistern kann. Anders als die farbenprächtigen Zuchtformen, die man häufig in Zoohandlungen sieht, begeistert die Wildform durch ihre natürliche Färbung, ihr Verhalten und ihren hohen Anspruch an artgerechte Haltung. Dieser Artikel richtet sich an fortgeschrittene Aquarianer, die bereit sind, den speziellen Bedürfnissen dieser faszinierenden Fischart gerecht zu werden.
Herkunft und Lebensraum
Die Wildform des Kampffisches stammt aus den Flusssystemen Thailands, Kambodschas, Laos und Vietnams. Dort bewohnt sie langsam fließende oder stehende Gewässer wie Reisfelder, Kanäle und überschwemmte Wiesen. Das Wasser ist oft bräunlich gefärbt durch Huminstoffe aus Laub und Wurzeln – mit wenig Licht und geringer Strömung.
Diese natürlichen Bedingungen sind entscheidend für eine erfolgreiche Haltung im Aquarium. Ein Biotop-Aquarium mit ähnlicher Gestaltung ist ideal, um das natürliche Verhalten der Wildform zu fördern.
Kampffisch Wildform – Unterschiede zur Zuchtform
Die Wildform ist schlanker, weniger farbintensiv und deutlich kleiner als viele Zuchtvarianten. Männchen zeigen braune bis olivgrüne Grundfarben mit blauen oder grünen Schimmern an den Flossen. Die Flossen sind kürzer und funktionaler – was die Wildform zu einem wendigeren Schwimmer macht. Auch das Verhalten ist anders: Die Wildform ist weniger aggressiv gegenüber Weibchen und anderen Arten, zeigt aber dennoch Revierverhalten gegenüber Rivalen.
Haltungsbedingungen im Aquarium
Ein Aquarium ab 60 cm Kantenlänge ist für ein Paar oder einen kleinen Harem (ein Männchen, zwei bis drei Weibchen) geeignet. Die Einrichtung sollte viele Versteckmöglichkeiten bieten – z. B. mit Wurzeln, Steinen und dichter Bepflanzung. Schwimmpflanzen wie Salvinia oder Ceratopteris helfen, das Licht zu dämpfen und Sicherheit zu geben.
- Wassertemperatur: 24–28 °C
- pH-Wert: 6,0–7,0
- Gesamthärte: 2–10 °dGH
- Strömung: minimal bis sehr schwach
Ein Innenfilter mit sanfter Ausströmung oder ein Schwammfilter ist ideal. Produkte wie Filtergele ergänzen dabei perfekt, da sie die Beckenbiologie fördern– perfekt für empfindliche Labyrinthfische.
Futter und Ernährung
In der Natur ernähren sich Wildform-Kampffische vor allem von Insektenlarven, kleinen Krebstieren und Zooplankton. Im Aquarium sollten sie abwechslungsreich gefüttert werden – mit einer Mischung aus Lebend-, Frost- und hochwertigem Trockenfutter. Geeignet sind Granulat- oder Flockenfutter als Basis sowie Lebendfutter wie Enchyträen, Daphnien und schwarze Mückenlarven.
Die Mischung macht es – lieber wenig und abwechslungsreich als viel und eintönig.
Sozialverhalten und Vergesellschaftung
Die Wildform ist deutlich friedlicher als viele Zuchtformen, sollte aber nicht mit hektischen oder aggressiven Fischen vergesellschaftet werden. Geeignet sind ruhige Arten aus ähnlichen Wasserparametern, wie kleine Bärblinge oder friedliche Welse. Garnelen können, je nach Größe, als Lebendfutter enden – hier ist Vorsicht geboten.
Zucht der Kampffisch Wildform
Die Nachzucht der Wildform erfolgt in Schaumnestern, die das Männchen an der Wasseroberfläche baut. Zur Anregung dienen leicht erhöhte Temperaturen (27–28 °C) und reichlich Lebendfutter. Nach der Paarung sammelt das Männchen die Eier ein und pflegt das Nest. Das Weibchen sollte danach entfernt werden, um Stress zu vermeiden.
Die Aufzucht der Jungfische ist anspruchsvoll: Zunächst werden Infusorien, später Artemia-Nauplien gefüttert. Eine dichte Bepflanzung hilft, das Mikroleben im Becken zu fördern.
Besonderheiten und Tipps für Fortgeschrittene
Die Wildform reagiert sensibel auf Wasserwechsel und plötzliche Parameteränderungen. Große, hektische Reinigungsaktionen sind zu vermeiden – besser ist ein wöchentlicher Teilwasserwechsel von 10–15 %. Dabei kann der Einsatz von Bakterienprodukten helfen, die biologische Stabilität zu wahren.
Eine Abdeckung des Aquariums ist Pflicht – Betta splendens sind exzellente Springer. Zwischen Wasseroberfläche und Deckscheibe sollte eine feuchtwarme Luftschicht bestehen, um das empfindliche Labyrinthorgan zu schützen.
Fazit: Ein Fisch für Kenner
Die Wildform des Kampffisches ist eine Bereicherung für jedes Aquarium – wenn ihre Ansprüche erfüllt werden. Sie erfordert Geduld, Fingerspitzengefühl und Verständnis für natürliche Lebensräume. Für erfahrene Aquarianer, die Freude daran haben, ein artgerechtes Biotop zu gestalten, ist sie jedoch ein faszinierender Pflegling.
→ Schau dir hier unsere Einsteiger-Checkliste an – viele Punkte gelten auch für die Einrichtung eines Wildform-Biotops
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