Flowerhorn-Cichlide – kaum ein Zierfisch polarisiert so stark: Der markante Stirnbuckel („Kok“), intensive Farben und ein ausgeprägtes Territorialverhalten machen ihn zum spektakulären, aber anspruchsvollen Pflegling. Dieser Guide richtet sich an Fortgeschrittene, die ein Einzelporträt mit praxisnahen Handgriffen, klaren Parametern und typischen Fehlerquellen suchen.
Kurzer Überblick: Was den Flowerhorn-Cichlide besonders macht
- Herkunft & Status: Der Flowerhorn ist ein Hybrid aus großwüchsigen mittelamerikanischen Buntbarschen und keine natürlich vorkommende Art.
- Charakter: Stark territorial, oft am besten als Einzeltier zu halten; Vergesellschaftung nur mit sehr robusten, großwüchsigen Arten in ausreichend großen Becken.
- Ansprüche: Sehr gute Filterleistung, regelmäßige große Wasserwechsel, strukturierte Einrichtung mit massiven Verstecken – und disziplinierte Fütterung.
Beckengröße & Einrichtung für Flowerhorn-Cichlide: Platz, Struktur und Sicherheit
Ein ausgewachsener Flowerhorn erreicht 25–30 cm Körperlänge und baut Reviere. Plane für die Einzelhaltung mindestens 300–400 Liter, lieber mehr. Für Paare oder eine sehr vorsichtige Vergesellschaftung sind Volumina ab 500–600 Litern sinnvoll. Der Fisch räumt gern um – setze daher massive Steine, schwere Wurzeln und stabile Rückzugsbereiche ein. Freie Schwimmzonen bleiben bewusst frei, Deko wird fixiert (Steine auf Unterlagen, punktuell verklebt), damit es bei Revierkämpfen nicht zu Unfällen kommt.
Als Substrat bietet sich feiner Sand oder runder Kies an – beides ist maul- und flossenfreundlich. Warum der Untergrund mehr als Deko ist und wie du Korn, Höhe und Pflege wählst, liest du in unserem Beitrag Der richtige Bodengrund für dein Süßwasseraquarium.
Wasserparameter & Temperatur: Stabilität schlägt Perfektion
Der Flowerhorn kommt mit moderat hartem, neutralem bis leicht alkalischem Wasser gut zurecht. Bewährt haben sich:
- Temperatur: 26–30 °C (konstant, Schwankungen >1 °C vermeiden)
- pH: 6,8–7,8
- GH: 8–20 °dGH, KH: 6–12
- No-Go: Nitrit nachweisbar, Ammonium/Ammoniak-Anstiege, stark schwankende Leitwerte
Wie du gezielt interpretierst, ob deine Werte passen und wann Handlungsbedarf besteht, zeigt dir unser Leitfaden Wasserwerte im Aquarium richtig deuten. Für das Verständnis, warum Ammonium–Nitrit–Nitrat so kritisch sind – besonders bei großen Cichliden – empfehlen wir außerdem Stickstoffkreislauf im Aquarium.
Filterung & Wartungsroutine: Sauerstoff, Durchsatz, Bakterienstabilität
Großcichliden produzieren viel Stoffwechsellast. Setze auf einen leistungsstarken Außenfilter mit großzügigem Bio-Volumen. Richtwert für den Durchsatz: 4–6-faches Beckenvolumen pro Stunde (je nach Strömungsführung). Zusätzliche Oberflächenbewegung hilft, Sauerstoff zu sichern.
Wartung: 50–70 % Wasserwechsel wöchentlich sind bei Einzelhaltung eine gute Hausnummer; bei Paaren/Beifischen öfter. Filter nie komplett „steril“ reinigen, sondern medienweise versetzt und im abgelassenen Aquarienwasser ausdrücken. Detaillierte Grundlagen, Vor- und Nachteile der Filtertypen sowie Tipps zur Inbetriebnahme findest du in Aquariumfilter richtig auswählen und einsetzen.
Fütterung der Flowerhorn-Cichlide: Qualität, Abwechslung und Körperform im Blick
Der Flowerhorn ist omnivor mit Fokus auf proteinreicher Kost. Eine Basis aus hochwertigen Cichliden-Pellets (verschiedene Korngrößen) ergänzt du 2–3×/Woche mit Frost- oder Lebendfutter (z. B. Krill, Mysis, Garnelenstücke). Pflanzliche Komponenten (z. B. Spirulina-Pellets, blanchierter Spinat) beugen Verfettung vor. Füttere maßvoll: besser 2–3 kleine Portionen als eine große. Ziel ist eine kräftige, aber nicht „aufgeblähte“ Silhouette; der Stirnbuckel darf präsent, aber nicht überbetont wirken.
Vergesellschaftung des Flowerhorn-Cichlide: Selten, vorsichtig, nur mit Plan
Am sichersten gelingt die Haltung als Einzeltier. Wenn du vergesellschaften möchtest, dann nur in sehr großen Becken mit weiträumigen Sichtbarrieren und robusten, großwüchsigen Mitbewohnern (z. B. große Harnischwelse). Fische ähnlicher Körperform und Revieransprüche sind Risikokandidaten. Plane Notfall-Trennung (Trennscheibe/zweites Becken) im Voraus ein.

Zuchtversuche: Warum Hybriden besonders sind
Ein Teil der männlichen Flowerhorn-Cichlide ist steril, und das Balz- und Brutverhalten kann untypisch sein. Falls du es probierst: Paarbildung früh beobachten, geeignete Trennscheibe bereithalten, Laichkegel/steile Steinflächen anbieten und Brutaggression einplanen. Wegen des Hybridstatus ist Verantwortung gefragt: keine unkontrollierte Weitergabe problematischer Nachzuchten.
Gesundheit des Flowerhorn-Cichlide: Typische Probleme rechtzeitig vermeiden
- Haut & Flossen: Verletzungen durch Deko/Steinaufbauten – Kanten abrunden, kippsicher stapeln.
- „Hole-in-the-Head“ (HITH): Bei Cichliden bekannt; Prävention durch sauberes Wasser, abwechslungsreiche Ernährung, Stressminimierung.
- Parasiten/Ichthyo: Quarantäne neuer Tiere, Temperatur- und Salz-Kurzzeitmaßnahmen nur gezielt und artverträglich einsetzen.
Technik & Licht: Stabil und schlicht
Der Flowerhorn braucht keine Show-Beleuchtung – wichtig sind verlässliche Technik, wenig Schreckreflexe und eine Tagesstruktur. Hinweise zur Lichtspektrum-Wahl, Dimm-Routinen und Tagesverlauf findest du kompakt in 5 unverzichtbare Tipps für die optimale Beleuchtung.
Die 11 ultimative Profi-Tipps für deinen Flowerhorn-Cichlide
- Einzeltier planen: Das ist die stabilste, stressärmste Lösung.
- Volumen vor Deko: 300–400 L Minimum, später lieber aufrüsten.
- Massiv strukturieren: Schweres Hardscape, kippsicher fixiert, freie Bahnen lassen.
- Durchsatz sichern: Außenfilter mit großem Bio-Volumen und 4–6× Umwälzung/h.
- Wasserwechsel groß & regelmäßig: 50–70 % pro Woche; bei starker Fütterung mehr.
- Fütterung periodisieren: Proteinlastige Pellets als Basis, 2–3×/Woche Frost/Lebend, 1× pflanzlich.
- Werte im Blick: Temperatur, pH, KH/GH und vor allem Nitrit/Nitrat – dokumentieren!
- Notfallplan: Trennscheibe/zweites Becken, Abfisch-Netze, Eimer, Heizer – griffbereit.
- Stressreduktion: Keine hektischen Bewegungen vorm Becken, Revier nicht dauernd umbauen.
- Quarantäne: Neue Fische nie direkt einsetzen; 2–4 Wochen separiert beobachten.
- Langfristig denken: Flowerhorns werden groß und alt – Technik und Pflege darauf auslegen.
Einrichtungsschritte: Vom leeren Glas zum „FH-tauglichen“ Becken
- Beckenwahl (≥300–400 L), stabiler Unterschrank, sichere Stromführung (FI/LS).
- Hardscape trocken arrangieren, Kippsicherung prüfen, dann erst Substrat einbringen.
- Filter montieren, ruhige Strömungsführung planen (Toten Zonen vorbeugen).
- Wasser langsam füllen, Heizer auf 27–28 °C, Einlaufphase einhalten.
- Werte tracken (NH₄/NO₂/NO₃, pH, KH, GH), erst bei stabilen Werten besetzen.
Wie du Einlaufphase, Bakterienhaushalt und „Nitritpeak“ sicher managst, erfährst du im Detail in unserem Beitrag Stickstoffkreislauf im Aquarium.
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
- Zu kleine Becken: Aggression, Verletzungen, Dauerstress – lieber einmal größer planen.
- Überfütterung: Fettleber, schlechte Wasserqualität; Fütterungsplan schriftlich fixieren.
- Unzureichende Filterung: Zu wenig Bio-Volumen führt zu instabilen Werten.
- Spontan-Vergesellschaftung: Ohne Notfallplan endet das oft mit Verletzungen.

Weiterführende Lektüre zum Flowerhorn-Cichlide (extern)
Zum Hybrid-Hintergrund und zu Varianten lohnt der Blick auf den englischsprachigen Überblick Flowerhorn cichlid. Eine praxisnahe Haltungszusammenfassung findest du außerdem bei The Spruce Pets.
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